Lisa Huber hat als Kind einen Pokerkoffer geschenkt gekriegt. Seither ist sie fasziniert davon, wenn Menschen überzeugt von etwas sind und im übertragenen Sinn all-in gehen. Spielen tut sie zwar nicht mehr, aber als Theologin und Religionspädagogin denkt sie oft darüber nach, wie es ist, im Leben einer radikalen Idee zu folgen: also Christin zu sein.
In diesem Blogbeitrag schreibt sie über Ostern und welche Bedeutung das Fest für uns heute haben kann.
Kennst du das, wenn du alles auf eine Karte setzt, weil du von einer Idee so begeistert bist? Ich gehe oft Wetten ein, in denen ich mir völlig sicher vorkomme, aber wie oft musste ich meine Wettschulden einlösen. Mich motiviert es, mich voll und ganz einem Projekt, einer Idee, einer Aufgabe zu widmen - da denke ich gar nicht daran, was alles auf dem Spiel steht. Wenn mich eine Idee wirklich begeistert, dann gehe ich buchstäblich all-in. So ähnlich muss es den jungen Frauen und Männern ergangen sein, die einfach alles hinter sich gelassen hatten, um Jesus zu folgen. Sie haben alles auf eine Karte gesetzt: Weder wirtschaftliche, noch familiäre oder andere Gründe haben sie daran gehindert, aufzubrechen und mit Jesus zu leben. Sie sind für seine Botschaft eingetreten: Wir glauben und hoffen auf ein Reich Gottes.
Radikales Ende einer Hoffnung
Doch dieses Hoffen hat ein brutales Ende genommen. Der Tod Jesu am Kreuz hat alle in Hoffnungslosigkeit gestürzt: Wer sich auf seine Botschaft und seinen Anspruch eingelassen hatte, musste nun denken, dass alles umsonst war. Das Spiel war aus. Seine Verkündigung vom barmherzigen und befreienden Gott war hinfällig geworden. Seine Hoffnung auf eine Vollendung des Gottes Reiches war obsolet. Der Tod Jesu am Kreuz war eine Widerlegung seiner Botschaft, seines Glaubens und seines Gottes.
Wäre das das Ende dieser Geschichte, würden wir sie heute wahrscheinlich gar nicht kennen. Wir können heute hoffen, weil Gott sich zu Jesus bekannt hat. Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen, er hat ihn auferweckt. Seine Auferstehung wird zum Garant für unsere Hoffnung, für das verkündete Reich Gottes, für die Botschaft von Jesus. In diesem Ereignis hat Gott den Anfang der Gottesherrschaft bestätigt. Und die ersten, die diese Wende begriffen haben, waren die Frauen. Alle Evangelien sind sich da einig: Maria von Magdala war die erste beim leeren Grab.
Eine Frau hat es als erste gecheckt: Jesus lebt
Dass es gerade eine Frau ist, die als erste Zeugin des Ostergeschehens genannt wird, ist bemerkenswert; das kann sowohl in die Zeit von damals, als auch in die heutige Zeit gesprochen werden. Was mir wichtig scheint noch dazuzusagen, ist folgendes: Maria hat den Vorgang der Auferstehung nicht miterlebt oder gesehen. Sie ist erschrocken, verwirrt, sie ist sehr traurig. In der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus versteht sie: Gott wirkt. Gott hat Jesus zum Leben erweckt. Und Jesus ist jetzt anders als früher: Er ist der Auferstandene. Deshalb verwechselt sie Jesus auch mit einem Gärtner. Sie spürt: Jesus ist nicht im Tod geblieben, er ist jetzt bei Gott und bei uns Menschen.
Wenn man traurig ist
Maria von Magdala kommt als Trauernde zum Grab, sie spricht aus, was sie belastet und dann schafft sie es, sich umzuwenden. Ihr gelingt es eine neue Perspektive zu gewinnen, sie sieht in einer neuen Art und Weise. In dem Gespräch, welches sich zwischen dem auferstandenen Jesus und Maria entwickelt, begreift sie, dass sie mit Jesus weiterhin in Beziehung bleiben wird, zwar anders, aber es geht weiter. Am Schluss kehrt Maria zurück und verkündet: Jesus lebt. Sie ist in der Lage, den Schritt ins Leben zurück zu machen, sie kann wieder eine Zukunft sehen, sie wird wieder lebendig. Wer traurig ist, braucht jemanden, um darüber zu sprechen; wer traurig ist, darf lernen das eigene Leben mit neuen Augen anzusehen.
Wieder ins Leben finden
Wieder ins Leben finden, das werden wir alle in den nächsten Monaten lernen müssen: Wie geht das Leben nach einer Katastrophe weiter? Wie baut man Freundschaften auf, die halten? Wie kann man neue Kontakte knüpfen? Wie geht feiern und flirten? Wie stell ich mir mein Leben vor? Wie können wir auf ein gutes Leben hoffen angesichts des Leides? Wie geht lebendig bleiben?
Mit diesen Fragen verbinde ich einen Osterwunsch nach Ute Latendorf: Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt lebendig zu bleiben. „Immer glücklich sein geht nicht, aber immer lebendig sein geht. [...] Krisen bewusst durchstehen. Wütend sein, aufbegehren, kämpfen. Lieben, vor allem lieben! Lebendig sein. [...] Anderen ein Mitmensch sein. Lebendig sein bis zum Tode. Und danach vielleicht: lebendig bleiben.“ Allen ein frohes Osterfest!
Hier kann man den vollständigen Bibeltext nachlesen:
Evangelium nach Johannes 20,1-18
1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. 2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4 sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. 6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7 und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. 8 Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. 9 Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. 10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. 11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13 Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. 14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. 18 Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.
(Quelle: Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 2016.)
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