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„Depression- mit dem Tabu brechen“

Am 18. Mai fand im Walthersaal in Klausen ein etwas anderer Vortrag zum Thema Resilienz und mentale Stärke statt. Emi Massmer hat ganz nah und persönlich von seinen eigenen Erfahrungen erzählt. Für alle, die es nicht geschafft haben, dabei zu sein, ein kleiner Bericht.



Donnerstagabend, 19.30 Uhr, Walthersaal in Klausen: In kleiner Runde beginnt Emi, der aus einem kleinen Dorf im Vinschgau kommt, seinen Vortrag mit der Frage, ob die Anwesenden das Gefühl kennen würden, verloren zu sein. Denn genau das würde das Gefühl beschreiben, dass ihn eine Zeit lang begleitet hat. Aber fangen wir am Anfang an.


Nach einer sehr intensiven Zeit, in der Emi sehr viel gearbeitet hat und überall dabei war, fand er sich im Jänner 2021 an einem gesundheitlichen Tiefpunkt wieder – körperlich wie auch psychisch. Rückblickend beschreibt er, wie es eigentlich schon vorher immer wieder „Warnsignale“ gegeben habe, die er damals aber noch nicht so einordnen konnte. Dann kam die Diagnose: Mittelschwere Depression.


Ein Arzt habe ihm gesagt, eine Depression zu haben, sei, wie mit einem Ferrari gegen eine Wand zu fahren. Ist das einmal passiert, kann man entweder versuchen mit dem Ferrari weiterzufahren oder sich daran machen, ihn zu reparieren. Emi hat zweiteres gewählt, ist in Psychotherapie gegangen, hat verschiedenste andere Therapieformen gemacht und sein Handy für vier Monate ausgeschaltet gealssen. Sehr eindrücklich erzählt er von den schweren Tagen und jenen, an denen es langsam besser wurde, von Rückschlägen und neuer Hoffnung.



Emi hat sich dazu entscheiden, offen von seiner Depression zu erzählen, um mit dem Tabu zu brechen. Er selbst habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass er immer, wenn er von seinen Erfahrungen erzählte, auf viel Verständnis getroffen ist und durch die Gespräche ist ihm aufgefallen, wie viele auch selbst betroffen sind oder Angehörige haben, die betroffen sind. Und trotzdem wird nicht darüber geredet – das möchte er ändern. Denn der Abbau von Vorurteilen ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Betroffene und deren Angehörige zu unterstützen. Gerade in Südtirol fühle es sich so an, als seien die Berge auch in den Köpfen der Menschen und es fallen uns Südtiroler*innen oft schwer, uns für manche Themen zu öffnen.


Der Vinschger erzählt auch von der „Zeit danach“, vom verloren sein und sich wieder finden, von Erfahrungen auf einer Asienreise, aus der er erst vor kurzem wieder zurückgekommen ist und von der Kunst, gut allein zu sein. Emi strahlt, er wirkt wie ein wahrer Lebemann und hätte er nicht gerade von seinen Erfahrungen erzählt, würde man es kaum glauben. Aber auch darum geht es ihm: Man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen, sieht nicht wie es in ihnen vorgeht, auch wenn von außen alles gut zu sein scheint.





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